Irland soll ja sooo schön sein, immer grün wie die Landesfarben, gemütliche Kneipen, Golf spielen, die Fische in den Flüssen streben von allein an die Angel - das wollen wir doch mal sehen! Einige aus unserem Altherren Fußballteam waren schon einmal da und waren sehr begeistert.
Also Flug bei Ryanair gebucht (muß man nicht haben, andere Linienfluggesellschaften
sind auch nicht viel teurer, aber zuverlässiger), Boote gechartert und los.
Klappte auch fast alles, allerdings verschob die besagte Airline unmittelbar vor dem Start
den Flug um einen Tag. Der Bootsvermieter machte Gott sei Dank mit und hängte ebenfalls
einen Tag an.
Wir landeten in Dublin bei bestem Wetter, nach weiteren 90 Minuten Busfahrt erreichten
wir Athlone am Shannon, im Herzen Irlands. Hier regnete es dann leider. Unser Bootsvermieter,
der uns vom Bus abholen ließ, brachte dann aber je eine Flasche Jameson und Baileys zur
Begrüßung mit, was erheblich zur Aufhellung der Minen beitrug!
Es folgte eine theoretische Einweisung auf deutsch per Video, eine weitere mündliche
auf irisch-englisch, dann endlich ging es aufs Boot und hier gab es die dritte Einweisung
in der Praxis - die verstand dann endlich fast jeder.
Das Boot war eigentlich ein kleines Schiff, Zehn Meter lang, mit Platz für 4 Personen,
eine Doppelkabine mit Dusche und WC im Bug, eine im Heck.
Pantry mit 4-Flammen Gasherd, Backofen, Kühlschrank. Zwei Ruderstände innen und am
Oberdeck vereinfachen das manövrieren, 75 PS Diesel reichen auch gegen Strom und bei Wind.
Nun schnell die Klamotten verstaut, und los ging es.
Unser Käpten Jörg verholte das Schiff sicher an seinen ersten Liegeplatz im Hafen.
Es klappte alles, sogar das Festmachen.
Jetzt wurde erst mal Athlone am Abend erkundet. Das Nichtrauchergebot wird überall
akzeptiert, die Kneipenwirte haben aus der Not sogar eine Tugend gemacht und kurzerhand
die Hinterhöfe überdacht, ein paar Gasstrahler aufgestellt und so ihre
Kapazität verdoppelt. Bei Lifemusik und Guinness unterhält sich hier Jung und Alt
ohne Trennung.
Am nächste Morgen war das Wetter dann wieder schön. Schon 500m weiter die
erste Schleuse, erster Test, alles klappte. Nach ca. 1 ½ Std. erreichten wir
dann Clonmacnoise, eine sehenswerte Klosteranlage aus dem ersten Jahrtausend.
Hier marodierten einst die Wikinger, weshalb die Gebäude alle sehr rustikal
und mit Wehrtürmen ausgerüstet waren.
Nach deren Besichtigung ging es weiter auf dem idyllischen Shannon. Links und rechts
vereinzelte Gehöfte und Herrenhäuser, weidendes Vieh (wieso gibt es hier
nirgends Steakhäuser?) auf Wiesen, durch Knicks oder Hecken getrennt,
brütende Schwäne, Reiher, Wildenten und Kormorane. Auch erste Angelversuche
vom fahrenden Schiff wurden gemacht, leider vergebens.
So mußten wir, als wir mittags in Shannonbridge anlegten, doch ins Lokal zum Essen:
"Old Fort", sehr empfehlenswert, angeblich das beste Irlands. Das ist auch gut
möglich, denn gute Restaurants sind dünn gesät. Nach einigen weiteren
Schleusen erreichten wir gegen Abend den Hafen von Banagher, unser erstes Etappenziel.
Es folgten wieder vergebliche Angelversuche. Der abendliche Ausgang wurde erkundet,
musiziert wird überall, allerdings erst ab 10.00 pm Uhr und das Abendmahl
mußte ja auch noch eingenommen werden. Den Abend verbrachten wir dann in so
einer Art Haifischbar, mit origineller musikalischer Besetzung und natürlich
wieder brechend voll.
Am morgigen Tag sollte gegolft werden. Das ist in Irland in fast jedem Ort möglich
und auch für Laien kein Problem, da man an bestimmten Tagen, auch ohne Platzreife
für wenig Geld auf den Golfplatz darf. Schnell wurden morgens noch ein paar
Trockenübungen gemacht, dann ging es wieder an Bord.
Durch herrliche, jetzt leicht hügelige Landschaft fuhren wir den Hafen von
Portumna entgegen. Der Shannon schlängelt sich durch schilfbestandene Uferstreifen,
Pappeln, Weiden und Schwertlilien säumen das Ufer. kleine und größere
Inseln teilen von Zeit zu Zeit den Fluß, einige einmündende Flüsse,
Kanäle und Totarme mahnen zur Vorsicht beim Navigieren.
Jetzt verbreitert sich der Fluss zu einem See, Achtung Untiefen, und wir laufen den Hafen an. Die Taxe für die Golfer wartet schon. Jörg und ich, absolut keine großen Golfer, entschließen uns zur Erkundung der Umgebung. Ganz in der Nähe ein Castle mit schönem Schloßgarten und die Ruinen einer Klosteranlage aus dem Mittelalter. Im Ort ein paar schöne Kirchen, sonst gibt es hier nicht viel.
Allerdings sind die schön gestalteten Eingangsportale der Geschäfte, wie
fast überall in Irland, schon sehenswert. Die Lokale sind offenbar nicht auf
Fremde eingestellt, so daß wir diesen Abend auf dem Schiff essen werden. Ehe
wir an Bord zurückkehren, machen wir noch eine schöne Wanderung durch den
unter Schutz stehenden Naturpark.
Wieder an Bord werden noch mal die Angeln ausgeworfen, wir fangen aber nur Köderfische.
Auch der abendliche Versuch mit einem geliehenen Angelboot brachte keinen Hecht, keinen Lachs,
nicht mal einen geräucherten Aal. So gab es wieder Spiegeleier mit Speck und Mettwurst.
Am nächsten Morgen wird noch mal Frischwasser gebunkert, wichtig wie wir später
merken sollten. Dann ging es los, jetzt stromauf. Schon nach einer guten halben Stunde
erreichten wir die Drehbrücke. Nach kurzer Wartezeit ging es weiter in einem Rutsch
nach Shannonbridge. Von hier aus wollten wir per Bus nach Tullamore zur Besichtigung einer
Whisky-Destille starten. Ein Schleusenwärter machte uns dann fast den schönen
Plan zunichte. Zwei Stunden ließ er uns warten - Lunchtime. Wir kamen dennoch
rechtzeitig an.
Noch ein bißchen einkaufen, dann brachte uns der Busfahrer, Helldriver wie
alle Kutscher in Irland, auf schmalen Straßen im Höllentempo zur Destille.
Links und rechts wird im großen Stil Torf abgebaut, der zum Schnapsbrennen,
aber auch zur Beschickung eines Kraftwerks genutzt wird. Die Besichtigung
war ein wenig enttäuschend, weil uns leider niemand gesagt hatte, daß hier
nicht mehr produziert wird und das Gebäude nur noch als Museum genutzt wird.
Es gibt aber, wie wir auf dem Rückweg sahen, einige kleinere Destillen im
Betrieb, die man ebenfalls besichtigen kann. Nicht enttäuschend war dann
unser abendlicher Kneipenbesuch, wieder gute Musik, Guinness und natürlich
brechend voll.
Der letzte Tag auf dem Wasser auf dem Weg nach Athlone, brachte uns leider
wieder Wetterverschlechterung. An der Schleuse am Wehr noch ein letzter
Angelversuch . Hurra, Christof hat den ersten und einzigen Hecht gefangen,
Angelkönig, 50 cm Riesenfreude. Er wird geschlachtet, Jörg schneidet 8
Karbonaden und brät ihn in Butter - lecker.
Den Abend ließen wir dann in "Seans Bar" , der angeblich ältesten
Bar der Welt ausklingen. Das Gebäude stammt aus dem 9. Jahrhundert, ein Stück
Mauer und eine Urkunde aus der Zeit ist noch erhalten. Das Bier war jedenfalls
nicht so alt und die Lieder, die der Barde hier vortrug, vom Feinsten!
Der Abschied von Athlone war noch mal hektisch, dafür ließ uns dann die
Airline in Dublin wieder warten.
Fazit:
Athlone ist interessant und schnell von Dublin zu erreichen, eignet sich
daher als Charterort und Start des Törns sehr gut. Irland ist toll und
sicher nicht nur eine Reise wert. Wir haben ja fast nur den Shannon gesehen, aber:
Fliegen besser mit renommierter Fluglinie über Reisebüro. Bootcharter auch,
geht aber auch über Internet. Unser Verleiher Athlone Cruisers Ltd. war sehr
zuverlässig.
Boot und Crew sorgfältig auswählen, gut zuhören bei der Einweisung und
Wasser bunkern nicht vergessen! Lieber zwei 4er- als ein 8er Boot mieten,
ist leichter zu manövrieren!
Wer angeln will , sollte für den Erfolg besser ein Boot mieten oder ankern.
Es gibt tatsächlich Fische im Shannon und angeln lohnt sich, wie wir bei den
vielen Anglern gesehen haben!
Wer Weißbrot oder krümeliges Schwarzbrot mag, ist hier richtig, sonst lieber
Brot mitbringen!
Wer gern Bier trinkt, dunkel oder hell, ist hier auch richtig, Wein geht eher selten!
Wer Gourmet-Restaurants sucht, muß meist lange suchen, selber kochen ist
angesagt oder MC Donalds. Kleinigkeiten wie Toast, Suppe oder Stew gibt es aber auch in den
meisten Kneipen.
(Uwe Steffen)